1914 musste er mit seinen Eltern vor der russischen Okkupation nach Wien fliehen, wo er mit der Arbeiterbewegung in Berührung kam. In Wien besuchte er das Sophien- und Piaristengymnasium, legte 1916 sein Abitur ab und kam als Freiwilliger für ein Jahr an die Ostfront. Er leistete seinen Militärdienst als Unterleutnant in Galizien, wo er Kontakt zu russischen Revolutionären hatte.

Nach dem Kriegsende kehrte Alfred Sperber in das nunmehr rumänische Czernowitz/Cernăuți zurück. Nachdem sich seine Pläne eines Jurastudiums zerschlagen hatten, ging er 1920 nach Paris bzw. New York, um engere Kontakte zur Literatur- und Kunstwelt zu knüpfen. Er lernte Ivan Goll und Waldo Frank kennen und begann mt einer intensiven Übersetzertätigkeit. In New York war er auch als Redakteur der "New Yorker Volkszeitung" (Organ der kommunistischen Partei in den USA) tätig und übernahm zahlreiche Nebenjobs. 1924 musste Alfred Sperber wegen gesundheitlicher Probleme in die Bukowina zurückkehren. Er arbeitete ab dieser Zeit als Redakteur für die von Julius Weber und Elias Weinstein herausgegebene liberale Tageszeitung "Czenowitzer Morgenblatt", in der er unter anderem Gedichte vieler junger europäischer Lyriker veröffentlichte sowie intensiv die lokalen Talente föderte und Alfred Kittner, Moses Rosenkranz, Rose Ausländer, Immanuel Weißglas und Paul Antschel (Celan) unterstützte. Nach dem Tod seiner Mutter Margula im Jahr 1927 nahm in Gedenken an sie den Namen Alfred Margul-Sperber an. Er veröffentlichte unter zahlreichen Pseudonymen (Jan Alfred Hauk, Al. Uliu, Gawilan, Christian Aabe, M.S., Sa, A. Sp., Kiki, Berthold Tachles, M. Keiler, Jerichem Blitzkopf). 1933 übersiedelte Sperber nach Suceava, dann nach Burduzhen, wo er bei einem Schlachthaus für die Korrespondenz mit europäischen Partnern zuständig war. In dieser Zeit veröffentlichte er auch zwei Gedichtbände, und zwar "Geheimnis und Verzicht" und "Gleichnisse der Landschaft". Seine geplanten Anthologie "Die Buche" mit jüdischen Dichterinnen und Dichtern aus der Bukowina konnte er selbst nicht mehr verwirklichen.

Nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee 1940 in die Nordbukowina zog er nach Bukarest um, wo er als Privatlehrer Englisch und Deutsch unterrichtete. Mit Hilfe seiner Freunde Oskar Cisek, Eugen Lovinescu und Ion Pilat konnte Margul-Sperber den Deporationen in die Arbeitslager entgehen. Er war auch weiter literarisch aktiv und stand im Briefwechsel mit Schriftstellern wie Thomas Mann, Knut Hamsun, Stefan Zweig, Martin Buber oder T. S. Elliot. Weiterhin arbeitete er erfolgreich als Übersetzer und war Rundfunksprecher sowie Mitarbeiter der "International News", "Finanţe şi Industrie" und "Rumanian Review". Er unterstützte die junge Lyrikergeneration und hatte ein starkes Interesse an rumänischer Volkdichtung, die er ins Deutsche übertrug. 1954 erhielt er den rumänischen Staatspreis für die Übersetzungen aus dem Rumänischem.

Zusammen mit zahlreichen Übersetzungen gehören zu seinen Werken folgende Lyriksammlungen: "Zeuge der Zeit" (1951), "Ausblick und Ruckschau" (1955), "Mit offenen Augen" (1956), "Taten und Traume" (1959), "Unsterblicher August" (1959), "Sternstunden der Liebe" (1963), "Aus der Vorgeschichte" (1964), "Das verzauberte Wort" (1969).

Text: Olha Demchuk

Materialien: 

  • Alfred Margul-Sperber: Die Buche. Eine Anthologie deutschsprachiger Judendichtung aus der Bukowina. Aus dem Nachlass herausgegeben von George Guţu, Peter Motzan und Stefan Sienerth. München 2009

Foto:  The National History Museum of Romania (though the Project Communism in Romania)