Bis dahin hatte veranstaltete der Vereine seine Konzerte und Musikabende im Konzertsaal des Hotels „Moldavie“, im Hotel „Schwarzer Adler“, im Rathaus oder mietete weitere Räume in der Stadt, z.B. Privaträume von Sarah Schütz in der Siebenbürger Straße. Dem Komitee, das 1868 gegründet worden war, um das Vorhaben zum Bau einer eigenen Spielstätte zu realisieren, gehörten der Bürgermeister Otto Ambros Edler von Rechtenberg, die Mitglieder der Handels- und Gewerbekammer Jakob Atlas, Josef Fechner, Naftali Tittinger, Heinrich Wagner u.a. an Zum Vorsitzenden des Komitees wurde Karl Wechsler gewählt. Nach mehreren Bemühungen bekam der Verein ein Grundstück auf dem Mehlplatz zugewiesen (von 1880 bis 1918 Rudolfsplatz, bis 1944 Piaţa Dacia und bis 1992 plošča Peremohy [dt. Siegesplatz], heute plošča Filarmoniï [dt. Philharmonieplatz]). Im April 1876 wurde mit dem Bau begonnen, der vom Architekten Emil Vinzenz von Regius projektiert und vom Alois Burlitz geleitet wurde. Ursprünglich sollte das Gebäude eine üppige Verzierung im Sezessionsstil bekommen, aber da es auch als Theater genutzt werden sollte, mussten die vorhandenen Mittel auch für den Saal und die Bühne verwendet werden. Der Festsaal des Vereins wurde vom Wiener Maler Karl Jobst gestaltet, der sich gerade für seine künstlerischen Arbeiten in der Erzbischöfliche Residenz in Czernowitz aufhielt. 1877 nahm der Musikverein seine Tätigkeit im neuen Gebäude auf. Der Festsaal genoss aufgrund seiner Akustik einen sehr guten Ruf. Dort traten viele berühmte Musiker und Sänger auf: der russische Pianist und Komponist Anton Rubinstein, die italienische Opernsängerin Gemma Bellincioni, die österreichische Opernsängerin Lucie Weidt, der österreichische Sänger und Schauspieler Leo Slezak, die ukrainische Sängerin Solomija Krušelnycʾka, der französische Geiger Jacques Thibaud oder der russische Opersänger Fedor Šaljapin.

In der Musikschule des Vereins lernten Sänger wie Josef Schmid und Orest Runak, Beatrix Sutter-Kottlar und Adele Krämer, der Dirigent Ludwig Rottenberg sowie der Chormeister Eusebius Mandyczewski. Der Verein zur Förderung der Tonkunst in der Bukowina existierte bis 1936. 1940 wurde von der sowjetischen Regierung im Gebäude die Gebietsphilharmonie gegründet. In der sowjetischen Zeit war Sidi Thal eine der bekanntesten Sängerinnen der Czernowitzer Philharmonie.

Text: Kateryna Stetsevych

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    Ehemaliges Musikvereinsgebäude, heute Philharmonie

    Ehemaliges Musikvereinsgebäude, heute Philharmonie
    Foto: Markus Winkler (2016)