Zum ersten Präsidenten der Bukowiner Handels- und Gewerbekammer wurde der Kreisapotheker Wilhelm von Alth, zum Sekretär der Cameral-Baumeister Andreas Mikulicz-Radecki, Vater des berühmten Chirurgen Johann von Mikulicz-Radecki, gewählt. Laut dem Kaisererlass sollten sich die Gemeinden um die Räumlichkeiten der Handels- und Gewerbekammern kümmern. In Czernowitz befand sich das Büro der hiesigen Handels- und Gewerbekammer zunächst im Rathaus, später im Gebäude des Industriemuseums.
Erst 1906 wurde die Errichtung eines eigenen Gebäudes für die Bukowiner Handels- und Gewerbekammer ausgeschrieben. Die Ausschreibung gewann der junge Czernowitzer Architekt Friedrich Gottesmann. Mit dem Bau wurde 1907 auf einem freien Grundstück am Elisabethplatz (heute Teatralʾa plošča 2) begonnen. Die Außenfassade des opulenten fünfstöckigen Gebäudes zierten Skulpturen und zahlreiche Mosaiken des Wiener Bildhauers Hermann Vinzenz Heller.
Die Handels- und Gewerbekammer nutzte die ersten beiden Etagen des Gebäudes, die beiden oberen Stockwerke bestanden aus Wohneinheiten. Im Erdgeschoss befand sich unten rechts das „Kaiser Cafe“ – mit Sommerterrasse –, das in der rumänischen Zeit als Café „Astoria“ geführt wurde.
Am 6. Dezember 1909 wurde das Gebäude der Bukowiner Handels- und Gewerbekammer feierlich eröffnet. Zur Eröffnung kam der österreichische Handelsminister Dr. Weißkirchner, „in Begleitung des Sektionschefs Dr. Brosche, des Ministerialrates Dr. Prandtner und des Ministerialsekretärs Löwenfeld. Mit demselben Zug kamen aus Wien die Abg. Nikolai von Wassilko, Hofrat Dr. Skedl und Baron Dr. Hormuzaki“. (Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 1909, S. 1). Das Gebäude der Handels- und Gewerbekammer überstand die Zeiten nahezu unbeschädigt. Heutzutage befindet sich in diesem Gebäude die Czernowitzer Medizinische Universität.
Text: Kateryna Stetsevych
Quellen:
- Allgemeine Bauzeitung 1911 (76. Jg.), Tafeln 22-26.