Eusebius Mandyczewski besuchte das I. k.k. Staatsgymnasium in Czernowitz, wo Isidor Worobkiewicz Musik unterrichtete. Die Schule schloss er 1875 ab. In seiner Schulzeit besuchte Mandyczewski auch die Musikschule des Czernowitzer Musikvereins (offizieller Name: Verein zur Förderung der Tonkunst in der Bukowina) und nahm Unterricht bei Adalbert (Vojtech) Hrimaly. Bereits als Schüler komponierte er kleinere Musikstücke. Zum 25. Jubiläum der Regierung von Kaiser Franz Joseph I. komponierte er die Kantate „Kraft der Harmonie“, die bei Feierlichkeiten in Czernowitz gespielt wurde. Zusammen mit seinen Brüdern Erast, Constantin und Georgi spielte er in einem Quartett der Brüder Mandyczewski.
Nach der Matura zog Mandyczewski 1875 nach Wien um, um dort Literatur, Musikgeschichte, Philosophie und Germanistik zu studieren. Zu seinen Lehrern gehörten der Beethoven-Forscher Martin Gustav Nottebohm, der Musikkritiker Eduard Hanslick und der Komponist Robert Fuchs. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Musikunterricht.
1879 begann er seine Tätigkeit als Dirigent und Chorleiter der Wiener Singakademie. In demselben Jahr lernte er Johannes Brahms kennen, der zu seinem Freund und Förderer wurde. Nach dem Tod Brahms betreute Mandyczewski seinen Nachlass. 1887 wurde Mandyczewski Archivar und Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und schließlich 1896 zum Professor an das Wiener Konservatorium berufen. 1901 heiratete er die Musikpädagogin und Leiterin des Frauenchors Albine von Vest.
Als Musiktheoretiker ist Mandyczewski vor allem für seine Schubert-Forschung bekannt. Zwischen 1887 und 1897 gab er die Gesamtausgabe des Werkes Schuberts in 42 Bänden heraus. Dafür erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien. Verdient machte sich Mandyczewski auch durch Forschungsarbeiten zu Haydn und durch die Gesamtausgabe der Werke von Brahms (26 Bände).
Während er in Wien lebte, hielt er regen Kontakt nach Czernowitz, wo sein Bruder Constantin die Oberrealschule und später die Universitätsbibliothek leitete und die Schwester Ecaterina Musik am Mädchenlyzeum unterrichtete. Ecaterina lebte in einer Villa in der Erzherzog Karl Straße Nr. 3 in Czernowitz. Eusebius Mandyczewski komponierte in dieser Zeit Lieder für Chöre, Kantaten, Messen und interpretierte ukrainische und rumänische Volkslieder. Es ist bekannt, dass er mit seinen Kompositionen auch im Czernowitzer Musikverein auftrat (siehe Bukowinaer Rundschau, 4. Mai 1897, S. 3). Eusebius Mandyczewski starb am 13. Juli 1929 in Sulz (Österreich).
Text: Kateryna Stetsevych