Das Czernowitzer Zivilgericht verfügte anfänglich über keine eigenen Räume, musste mehrmals innerhalb der Stadt umziehen; gleichzeitig stiegen die Zahl der Prozesse und Richter kontinuierlich an. Nachdem die Genehmigung zum Bau des Justizpalastes erfolgt war, entschied man sich jedoch, den Elisabethplatz zu teilen und zwischen dem neuen Gebäude und dem zum damaligen Zeitpunkt in Planung befindlichen Stadttheater eine Häuserreihe zu errichten, um das um 15 Meter tiefer gelegene Theatergebäude architektonisch nicht in den Hintergrund zu drängen (Bukowinaer Post, 30. Mai 1901, S. 3). Diese Teilung des Platzes erfolgte jedoch erst 1907, unter anderem mit dem Bau der Handels- und Gewerbekammer am Elisabethplatz.

Mit der Projektierung des Gebäudes wurde der polnische Architekt und Oberbaurat Franz (Franziszek) Skowron beauftragt, der das Wiener Polytechnische Institut absolviert hatte und damals in Lemberg Architektur unterrichtete. Skowron entwickelte auch das Projekt des Polnischen Nationalhauses (Dom Polski) in Czernowitz. Arthur Wielemans von Monteforte wurde als Ingenieur beauftragt. Der Bau dauerte von März 1904 bis Oktober 1906 und kostete eine knappe Million Kronen. Die Einweihung des Palais fand am 7. Oktober und die feierliche Eröffnung am 8. Oktober 1906 statt. Zur Eröffnung kamen die wichtigsten Akteure des politischen Lebens der Stadt: „Landespräsident v. Bleyleben, Se. Exzellenz Oberlandesgerichtspräsident v. Tchorznicki, Erzbischof v. Repta, Bürgermeister Reiß und die Vizebürgermeister Baron Fürth und Balmosch, Landesgerichtspräsident Klar, die Prälaten Schmid und Kasprowicz, Domherr Kostecki, Rektor Derer und Oberrabbiner Rosenfeld“ (Bukowinaer Rundschau, 9. Oktober 1906, S. 1).

Die „Bukowinaer Rundschau“ wertete dieses Ereignis als „ein Zeichen der kulturellen Entwicklung unserer Stadt“. Das Gebäude des Justizpalais wurde in einem Renaissance-Stil gebaut und erinnerte an florentinische Paläste aus dem 15. Jahrhundert. Das Gebäude zierten grüne, gelbe und rote Kacheln sowie Ornamente. Es bestand aus vier Stockwerken. Im Parterre befanden sich das Gewerbegericht, die Gerichtsarchive sowie sieben Wohnungen für Richter. In den oberen Etagen befanden sich die Steuerämter, Bezirksgerichte, das Landesgerichtpräsidium und ihre Vollstreckungsorgane, Bibliotheksräume, eine Postfiliale sowie weitere 37 Wohnungen. Der Haupteingang führte zu einem 90 Quadratmeter großen und 7,80 Meter hohen Vestibül. Alle Räumlichkeiten wurden mit Elektrizität ausgestatten und durch eine Dampfheizung beheizt. In der Zwischenkriegszeit erfüllte der „Palatul Justiției“ die gleiche Funktion. In der sowjetischen Zeit residierte hier das lokale Zentralkomitee der Kommunistischen Partei. Heute ist das Gebäude des ehemaligen Justizpalais Sitz der Gebietsverwaltung Czernowitz.

Text: Kateryna Stetsevych

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    Verlag E. Kanarski, Czernowitz. Quelle: http://gr-czernowitz.livejournal.com/3680993.html