Nach dem Besuch des Czernowitzer Gymnasiums studierte Alexander Wassilko von Serecki bis 1849 Rechtswissenschaften in Lemberg. Nach seiner Rückkehr nach Czernowitz war er als Rechtsanwalt tätig und verwaltete den Familienbesitz seines plötzlich verstorbenen Vaters. Am 16. Juni 1859 heiratete er Katharina (auch Katinka genannt) von Flondor auf Schloss Hliniţa. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne hervor: Georg (1864-1940), zwischen 1904 und 1911 Landeshauptmann der Bukowina, Stephan (1869-1933), k. u. k. Ministerialrat im Innenministerium und Vater der Astrologin Zoë Wassilko von Serecki, Alexander (1871-1920), Oberstleutnant und Kammervorsteher des Erzherzogs Heinrich Ferdinand und Viktor (1872-1934), rumänisch-orthodoxer Erzpriester.

1863 und 1869 gründete er nahe Berehomet zwei Dörfer – Alexanderdorf und Katharinendorf, in denen er deutsche Bauern ansiedeln ließ, um die Länder zu bewirtschaften. Um die Ansiedlung zu forcieren, erhielten die Bauern viele Vorteile, wie z.B. kostenlose Grundstücke oder Steuererleichterungen. Wassilko von Serecki war Mitbegründer und -besitzer der Bukowinaer Landesbank und des Bukowinaer Erdölvereins. Er investierte in den Ausbau der Eisenbahnstrecken, darunter die Hlyboka-Berehomet-Linie, und in die Holzindustrie. Das Dorf Lopuszna entwickelte sich unter seiner Protektion zu einem Kurort. 1886 erbaute er in der Herrengasse das sogenannte „Wassilko-Palais“.

Alexander Wassilko von Serecki war Mitglied der Rumänischen Konservativen Partei und wurde 1862 zum Abgeordneten in den Bukowiner Landtag und 1870 als Vertreter der Gemeinden des Bezirkes Wischnitz gewählt. Zwischen 1870 und 1871 sowie zwischen 1884 und 1892 war er Landeshauptmann des Herzogtums Bukowina. Wassilko von Serecki setzte sich für rumänische Kultur in der Bukowina ein und war Mitbegründer der literarischen Gesellschaft „Junimea“ (dt. Jugend) in Czernowitz. 1876 erreichte er den Beschluss, Rumänisch als Unterrichtssprache zunächst in Suceava und dann in Czernowitz einzuführen. Alexander Wassilko von Serecki lehnte separatistische Bewegungen ab wie den Plan, die Bukowina an das 1881 gegründete Königreich Rumänien anzuschließen. Er war Anhänger der Autonomien innerhalb des österreichischen Kaiserreichs mit Deutsch als lingua franca. Im Nachruf der Bukowinaer Rundschau heißt es: „Was wir aber schon jetzt hervorheben müssen, daß er als Führer der mächtigsten politischen Partei des Landes, der Rumänen, es stets verstanden hat, jenen goldenen Mittelweg einzuhalten, welcher der Nationalität gibt, was der Nationalität, und dem Lande, was des Landes ist.“ (Bukowinaer Rundschau, 22. August 1893, S. 1).

Am 24. Februar 1867 wurde er – wie sein Vater – auf Lebenszeit in das Herrenhaus des österreichischen Reichsrates gewählt. Am 19. Juli 1888 wurde ihm per kaiserlichen Erlass die Würde eines k. u. k. Wirklichen Geheimen Rates verliehen. In seiner zweiten Amtszeit als Landeshauptmann der Bukowina setzte er sich für die Elektrifizierung der Region ein. Unter den ersten Orten, die mit Elektrizität versorgt wurden, waren Czernowitz und der Familiensitz Berehomet. Wassilko von Serecki engagierte sich in mehreren kulturellen und sozialen Institutionen in der Bukowina und war u.a. Obmann des Kuratoriums im Czernowitzer Landesmuseum. Alexander Wassilko von Serecki starb am 20. August 1893 in Lopuszna (Kurort nahe Berehomet) an Herzversagen und wurde in Berehomet in einem Familiengrab bestattet.

Text: Kateryna Stetsevych

Materialien:

 

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    Wassilko-Palais in Czernowitz

    Wassilko-Palais in Czernowitz
    Ol'ha Kobyljans'ka St. 34 (ehemalige Herrengasse 34)