Seine politische Karriere begann er bei der Deutschliberalen Partei. 1884 wurde er in den Czernowitzer Gemeinderat gewählt, in dem er mit Unterbrechungen 46 Jahre tätig war. 1887 wurde er über die jüdische Kandidatenliste erstmals in das österreichische Parlament, den Reichsrat, gewählt. Drei weitere jüdische Abgeordnete, die über die deutsche Kandidatenliste in das Parlament gelangten, vertraten im Gegensatz zu Straucher, der an keine Partei gebunden war und daher als unabhängiges Parlamentsmitglied fungierte, nicht primär die Interessen der jüdischen Gemeinde in der Bukowina.
Seit 1900 war Straucher Abgeordneter im Bukowiner Landtag. Im selben Jahr gründete er den Jüdischen Nationalverein, der ab 1909 eine eigene Parteizeitung „Volkswehr“ herausbrachte. Obwohl sich Straucher nicht zum Zionismus bekannte, sondern eher den Diaspora-Nationalismus vertrat, erhielt der Verein bis 1904 von der zionistischen Bewegung Unterstützung. Danach kam es aus ideologischen Gründen zu Konflikten mit der Leitung der zionistischen Bewegung um Mayer Ebner und Philipp Menczel. Im selben Jahr wurde Straucher zum Gerent (Vorsitzender) der jüdischen Kultusgemeinde gewählt und unterbrach damit das Machtmonopol einiger wohlhabender Familien. Da es sich für die Interessen der „kleinen Leute“ einsetzte – er gründete eine Suppenküche sowie ein Obdachlosenheim in Czernowitz – bestand seine Anhängerschaft zum Großteil aus Handwerkern und kleinen Kaufleuten.
1906 gründete Straucher die Jüdische Nationalpartei. Als Vorsitzender setzte er sich für die Verbesserung der politischen und sozialen Lage der Juden in der Bukowina ein. Darüber hinaus sprach er sich für die Integration der jüdischen Bevölkerung in die deutsch-österreichische Kultur und gegen die von der zionistischen Bewegung geförderte hebräische Kultur aus. Er setze sich zudem für sowohl in Russland und Rumänien lebende Juden als auch für die Juden und Armenier in der Türkei ein und forderte ihre rechtliche Gleichstellung und eine Verbesserung der Lebensbedingungen ähnlich denen der Bukowiner Juden.
1907 wurde er zum Vorsitzenden des aus vier jüdischen Abgeordneten bestehenden parlamentarischen Wahlausschusses, dem „Jüdischen Club“, gewählt. Im darauffolgenden Jahr war Straucher Hauptinitiator der Gründung des Jüdischen Hauses am Theaterplatz. Ihm zu Ehren wurde eine Statue im Innenhof des jüdischen Hauses errichtet. Straucher war ein Befürworter der jiddischen Sprachbewegung. Ob er aus diesem Grund den Organisatoren der jiddischen Sprachkonferenz von 1908 die Nutzung des Gebäudes als Veranstaltungsort verweigerte oder ob das Gebäude zu diesem Zeitpunkt noch nicht genutzt werden konnte, da es gerade fertiggestellt wurde, kann nicht abschließend geklärt werden.
Straucher wurde 1907 und 1911 in den österreichischen Reichsrat wiedergewählt und war aus diesem Grund während des Ersten Weltkrieges und bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie im Jahr 1918 in Wien. Dort blieb er bis zum Sommer 1919 und kehrte erst in die Bukowina zurück, nachdem ihm die rumänische Regierung die Wiederaufnahme seiner Position als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde garantiert hatte. Diesen Posten hatte er bis zum Jahr 1928 mit einer kurzen Unterbrechung im Zeitraum von 1926–27 inne. Zudem war er von 1920–1930 Abgeordneter im Rumänischen Parlament. Bis zu seinem Tod am 5. November 1940 lebte er in der Dr. Reiss-Gasse 8 (Str. Mircea Vodă 8).
Aufgrund seiner politischen Leistungen und seines Engagements für die Stadt wurde Straucher 1909 zum Ehrenbürger von Czernowitz ernannt.
Text: Daniela Gast