Im ersten Jahrgang wurden 37 Schülerinnen aufgenommen. Der Unterricht fand auf Deutsch statt, die Schülerinnen hatten Religion und Sprachunterricht in der jeweiligen Muttersprache – Rumänisch und Ruthenisch. Die höhere Schule befand sich seit 1905 in der Cheresculgasse (rum. Strada Cherescul, nach 1924 Strada Episcopul Herescu, heute ukr. vul. Ščepkina 2), im heutigen Gebäude des Gymnasiums Nr. 4.

Die Nachfrage nach Schulplätzen und schulischer Bildung wuchs und bereits 1906 eröffnete die höhere Töchterschule die erste Klasse der Oberstufe. Um die Oberstufe besuchen zu können, mussten Bewerberinnen folgende Aufnahmebedingungen erfüllen: „[…]1.) gr.-or. Konfession, 2.) das vollendete 10. Lebensjahr (Taufschein), 3.) eine Aufnahmsprüfung [sic] welche sich auf die Gegenstände Religion, Deutsch, Rumänisch bzw. Ruthenisch und Mathematik erstreckt. Durch diese Aufnahmsprüfung soll die Schülerin nachweisen, daß sie den Unterrichtsstoff der 4 Volksschulklassen vollkommen beherrscht“ ([Neue] Freie Lehrer-Zeitung, 6. August 1906, S. 6-7).

Am 27. April 1911 sprach eine Deputation der höheren Tochterschule beim Landespräsidenten Oktavian Regner von Bleyleben und dem Landesschulinspektor Simionovici mit der Bitte heran, die gr.-or. Höhere Töchterschule in ein Mädchenlyzeum umzuwandeln. Im Dezember 1911 bekam der Czernowitzer Landesschulrat eine telegraphische Mitteilung vom Minister für Kultus und Unterricht, dass die Umwandlungsgenehmigung erfolgt ist. Im Schuljahr 1912/1913 waren am Lyzeum bereits 487 Schülerinnen eingeschrieben. Stephanie Jemna (geb. von Turetzki) wurde 1913 zur Direktorin ernannt. Am Lyzeum wurden keine Schulgebühren erhoben, sondern lediglich das sogenannte Tintengeld. Das Lyzeum finanzierte sich u.a. durch zahlreiche Spenden. Am gr.-or. Mädchenlyzeum war Ecaterina Mandyczewski (Katharina), Schwester des Bukowiner Komponisten Eusebius Mandyczewski, als Musiklehrerin tätig.

Nach dem Anschluss der Bukowina an Rumänien wurde das Lyzeum in das rumänischsprachige orthodoxes Mädchenlyzeum „Elena Doamna“ umgewandelt. Nach der Besetzung durch die sowjetische Macht und bis 1996 war hier die Mittelschule Nr. 9 untergebracht. Nach einer Schulreform in der Ukraine bekam die Schule den Status eines Gymnasiums (Gymnasium Nr. 4).

Text: Kateryna Stetsevych

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    Orte

    Ehemaliges griechisch-orthodoxes Mädchenlyzeum in Czernowitz (heute Gymnasium Nr. 4)

    Ehemaliges griechisch-orthodoxes Mädchenlyzeum in Czernowitz  (heute Gymnasium Nr. 4)
    ehemalige Cheresculgasse 2 (heute: vul. Ščepkina 2). Foto: Markus Winkler (2016)