Bereits zuvor gab es ukrainischsprachigen Unterricht in Czernowitz. 1851 wurde im k.k. I. Staatsgymnasium in Czernowitz zum ersten Mal Ukrainisch als Unterrichtssprache eingeführt. Ansonsten wurde Ukrainisch nur in der Grundschule unterrichtet, in den höheren Stufen mussten die Schüler Kirchenslawisch erlernen. Erst ab 1895 wurde Ukrainisch auch in den Mittelschulen eingeführt.
Der erste Direktor des II. Staatsgymnasiums war Vincenz Faustmann. 1901 zählte die Schule 380 Schüler, die sich – was die Muttersprachen betraf – wie folgt zusammensetzten: 145 Deutsch, 164 Ukrainisch, 65 Polnisch, 3 Rumänisch und 3 Andere. Die Religionszugehörigkeiten verteilten sich wie folgt: 79 römisch-katholisch, 12 armenisch-katholisch, 65 griechisch-katholisch, 105 griechisch-orthodox, 10 evangelisch und 109 jüdisch (Bukowinaer Post, 16. Juli 1901, S. 3).
Das Gymnasium spielte eine wichtige Rolle für die Ukrainer/Ruthenen der Bukowina. Dmytro Sahul, einer der bekanntesten Schriftsteller der ukrainischen Moderne, besuchte diese Schule. Das Gymnasium wurde 1930 in Liceul Marele Voievod Mihai umbenannt. Der deutschsprachige jüdische Dichter Paul Celan war Schüler dieser Einrichtung von 1935 bis 1938 und legte hier seine Matura ab. Auch der Dichter Immanuel Weißglas besuchte dieses Gymnasium. Nach der Besetzung der Bukowina durch die sowjetische Regierung 1940 wurde das Lyzeum in eine allgemeine Mittelschule umgewandelt. Heute befindet sich im Gebäude des ehemaligen II. k.k. Staatsgymnasium das Gymnasium Nr. 5.
Text: Kateryna Stetsevych