Einen wichtigen Beitrag zum Bau des Bahnhofs leistete der jüdische Reichsratsabgeordnete Benno Straucher. Der später zum Ehrenbürger ernannte Straucher war der Gründer der Initiative und übernahm auch eine organisatorische sowie beaufsichtigende Rolle beim Bau des Bahnhofs. Der Bahnhof überstand zwei Weltkriege, wurde jedoch im Ersten Weltkrieg relativ stark beschädigt. Die Renovierungsarbeiten dauerten bis ins Jahr 1920 an. Die letzte große Renovierung fand im Jahre 1999 statt.
Eine Besonderheit des Czernowitzer Bahnhofs war, dass bei der Ankunft und der Abfahrt eines Zuges von einem Orchester das jüdische Lied 7:40 gespielt wurde. Oft kamen die Bürger von Czernowitz nur zum Bahnhof, um sich dieses Spektakel anzuschauen. Heute gibt es kein Orchester mehr, jedoch ertönt trotzdem eine Melodie (bukowinische Volkslieder) bei Ankunft und Abfahrt eines Zuges.
Zur Vorgeschichte: 1841 fasste die kaiserliche Regierung den Entschluss, eine Eisenbahnverbindung von Wien nach Lemberg (Lwiw) einzuführen. Am 3. November 1861 überquerte der erste Zug namens Jaroslav die Grenze zwischen dem österreich-ungarischen Reich und dem Kronland. Kurz darauf sollte eine Zugstrecke zwischen Lemberg und Czernowitz entstehen. Dieses Projekt wurde von Thomas Bressey geleitet und von der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn-Gesellschaft (LCJE) betrieben. Allerdings war der Bau der 267 km langen Strecke aufgrund der Gebirgs- und Waldlandschaft mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Der erste Zug fuhr am 1. September 1866 von Lemberg nach Czernowitz. Mit der Zeit wurde die Strecke noch in Richtung Russland und Rumänien ausgebaut. Zu Beginn existierte in Czernowitz nur ein kleines Bahnhofsgebäude, das später abgerissen und durch das heutige noch bestehende Gebäude ersetzt wurde (heute Gagarinstraße 18). Da es immer wieder zu Beschwerden in Bezug auf den Eisenbahnbetrieb kam, stellte man diesen von 1872 bis 1875 unter staatliche Zwangsverwaltung. Ab 1889 wurde der Betrieb durch die "k.k. österreichische Staatsbahnen" (kkStB) übernommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 lag die Bahnstrecke zwischen Lemberg und Czernowitz in Polen und Rumänien. Die jeweiligen Staatsbahnen übernahmen den in ihrem Land liegenden Streckenabschnitt, bis beide Streckenteile während des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion in Besitz genommen wurden.
Text: Veronika Hilbertova