Nachdem die rumänische Armee die Nordbukowina zurückerobert hatte, wurde Popovici Anfang August 1941 zum Bürgermeister der Stadt Czernowitz ernannt. Auf Anweisung des Staatsführers General Ion Antonescu mussten ab dem 10. Oktober 1941 die etwa 50.000 Czernowitzer Juden in ein Ghetto umziehen. Von dort sollten sie ins rumänische Besatzungsgebiet Transnistrien vertrieben werden. Das lag in der Südukraine im Umfeld von Odessa, die Juden der Südbukowina und Bessarabiens waren bereits dorthin deportiert worden. Popovici protestierte am 15. Oktober 1941 beim Gouverneur General Calotescu zusammen mit dem deutschen Konsul Fritz Schellhorn. Sie verwiesen darauf, dass das gesamte Wirtschaftsleben zusammenbrechen würde. Der Gouverneur General Calotescu trug diesen Einspruch Ion Antonescu vor und dieser erlaubte eine vorläufige Ausnahmeregelung für 20.000 Juden, weil er Schellhorn kannte. Die Auswahl der als Fachleute für die Wirtschaft notwendigen Juden traf eine Kommission der rumänischen Armee, es gab viele Bestechungsfälle. Popovici stellte ohne Bezahlung für über 4.000 Juden Aufenthaltsgenehmigungen (autorizaţie) aus. Viele Rumänen wollten sich das Eigentum der Juden aneignen und veranlassten eine Überprüfung der von der Deportation zurückgestellten Juden. Im Juni 1942 wurde Popovici abgesetzt. Die meisten der Juden, denen er eine Genehmigung zum Aufenthalt unterschrieben hatte, wurden im Sommer 1942 nach Transnistrien deportiert. Viele von ihnen wurden von dort ins Reichskommissariat Ukraine getrieben und beim Straßenbau eingesetzt. Die Wachmannschaft erschoss diejenigen, die zu schwach zum Arbeiten waren, wie etwa die Eltern von Paul Celan.
Als Ende 1943 der Rückzug der rumänischen Armee begann, appellierte Popovici erfolglos an General Calotescu, den Bukowiner Juden die Rückkehr aus Transnistrien zu ermöglichen. Doch nur wenige konnten vor dem Sturz von Antonescu am 23. August 1944 heimkehren. Im Prozess gegen Calotescu und andere Generäle legte Popovici 1945 Zeugnis ab über die Vorgänge in Czernowitz. Damals begann Matatias Carp von der Bukarester Gemeinde ein "Schwarzbuch über die Leiden der Juden aus Rumänien" zu erstellen. Darin erschien ein ausführlicher Bericht Popovicis über die Deportationen aus der Bukowina. 1946 nahmen bei der Einäscherung von Popovici in Bukarest viele Juden teil. Dort sprach Wilhelm Filderman, der Führer der Bukarester Jüdischen Gemeinde, Worte des Dankes.
Der 1962 in Tel Aviv von Hugo Gold herausgegebene Band zur "Geschichte der Bukowiner Juden" enthielt den umfangreichen Text von Popovici aus dem „Schwarzbuch“. 1969 wurde Popovici als erster Rumäne in der Gedenkstätte Yad Vashem als Helfer der Juden geehrt. In Rumänien dagegen wurde in der kommunistischen Ära kaum mehr etwas über die Deportationen nach Transnistrien publiziert. Die rumänische Beteiligung am Krieg gegen die Sowjetunion war kein Thema. Erst 1996 kam eine Neuausgabe des "Schwarzbuches" heraus, die den Bericht von Popovici enthielt. 2002 wurde in Bukarest eine Straße nach Popovici benannt, in der Südbukowina erhielt eine kleine Schule seinen Namen. 2005 erschien der Bericht der internationalen Historikerkommission zum rumänischen Holocaust, worin auch Popovicis Einsatz erwähnt wurde. In Černivci wurde 2009 eine Tafel an dem Haus angebracht, in dem Popovici wohnte. Der Czernowitzer Historiker Dragoş Olaru publizierte 2018 die Biografie und den Text von Popovici in einer rumänisch-ukrainischen Ausgabe.
Text: Mariana Hausleitner
Quellen:
- Mariana Hausleitner: Rettungsaktionen für verfolgte Juden unter besonderer Berücksichtigung der Bukowina 1941-1944, in: Benz, Wolfgang/Mihok, Brigitte (Hg.): Holocaust an der Peripherie. Judenpolitik und Judenmord in Rumänien und Transnistrien 1940-1944. Berlin 2009, S. 113-128.
- Dragoş Olaru (Hg.): Traian Popovici. Spovedanie. Biografie. Mărturii, Cernăuţi 2018; Trajan Popovič. Spovig`. Biografija. Svidčenija. Černivci 2018.
- Traian Popovici: Mein Bekenntnis. In: Hugo Gold (Hg.): Geschichte der Juden in der Bukowina, Bd. 2, Tel Aviv 1962, S. 64-70.
- Traian Popovici: Spovedanie. In: Matatias Carp: Cartea neagră. Vol. 3. Bucureşti 1996, S. 146-189.
- Isak Weißglas: Steinbruch am Bug. Bericht einer Deportation nach Transnistrien. Berlin 1995.