Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie nach Wien über. Chargaff schloss dort 1928 ein Chemiestudium ab und begegnete Karl Kraus, der ihn stark geprägt hat und den er später als "meinen einzigen Lehrer" bezeichnete. Nach Forschungsaufenthalten in Yale und Berlin war er von 1933 bis 1935 in Paris tätig, ehe er endgültig in die USA übersiedelte. Sein Vater war 1934 gestorben, seine Mutter wurde 1943 deportiert und ermordet. Ab 1952 war er als Professor für Biochemie an der Columbia Universität (New York) tätig. Als Wissenschaftler lieferte Chargaff wichtige Beiträge zur Entschlüsselung der DNA-Struktur. Die sogenannten Chargaff-Regeln, die von ihm zwischen 1952 und 1968 aufgestellt wurden, sind die Grundlage für das berühmte Spiralmodell des Erbguts. Nach seiner Emeritierung 1974 widmete er sich der Literatur und machte sich mit kritischen Essays einen Namen. Chargaff starb am 20. Juni 2002 in New York.
Text: Iryna Virstiuk