Erzählen Sie bitte etwas über die Geschichte des Rumänischen Hauses.

Unser Haus ist ein ungefähr 140 Jahre altes Kulturerbe Rumäniens. Zur Zeit Österreichs gab es hier immer einen regen Austausch und ein tolerantes Zusammenleben. Private Sponsoren und das Restaurant im Untergeschoss sicherten Einnahmen, wodurch es im Betrieb keinerlei Schwierigkeiten gab. Später, zur Sowjetzeit, wurde es dann natürlich geschlossen und nach ihrem Fall wieder eröffnet.

Was bietet das rumänische Haus heutzutage an kulturellen Veranstaltungen an?

Wir haben hier gerade eine Daueraustellung, die sich thematisch auf die rumänische Volkskultur bezieht. Hier sieht man einige typische Haushaltsgegenstände, einzigartig gestrickte Hemden und Tücher, aber auch gewobene Teppiche und Wandteppiche. Unser Haus bietet weiterhin Räumlichkeiten für Bücherpräsentationen und derartige kulturelle Veranstaltungen.

Wie steht es derzeit um die Finanzierung des Hauses?

Sie sehen ja, dass sich das Haus momentan nicht im besten Zustand befindet. Uns mangelt es ständig an Geld und zudem bedarf es einer dringenden Renovierung. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehört das Rumänische Haus nicht mehr ganz der Gemeinde, sondern gilt als Eigentum der Stadtgemeinde. Ohne zusätzliche Bemühungen, die überwiegend vergeblich sind, kann man in konkreten Fällen kaum finanzielle Förderung durchboxen.

Wie sieht momentan die Zusammenarbeit mit den hiesigen Deutschen, Juden und Ukrainern aus?

Wir alle bleiben in guten Beziehungen zueinander, doch es fehlen gewisse Anstöße von außen, um eine stärkere Zusammenarbeit und einen häufigeren Austausch zu fördern.

Sehen Sie Gefahren für das Rumänische Haus und allgemein für das Kulturzentrum der Bukowina vor dem Hintergrund der jüngsten politischen Entwicklungen?

Immer, wenn man zur Waffe greift, muss die Kultur schweigen. Die jüngsten politischen Entwicklungen kann man dabei in zweierlei Hinsicht betrachten und der anhaltende Krieg im Osten ist auch immer noch eine Gefahr. Trotzdem denke ich, dass die Ukraine einen großen Schritt gemacht hat. Das stimmt mich zuversichtlich.

Pflegen sie immer noch kulturelle sowie wirtschaftliche Kontakte mit der rumänischen Regierung? Wenn ja, wie sieht diese Kooperation aus und wer profitiert mehr davon?

Heutzutage handelt es sich fast ausschließlich um den kulturellen Austausch. Wir geben oft Konzerte in Rumänien und die rumänischen Partner und Freunde kommen zu uns, falls sich die Gelegenheit dazu ergibt. Von diesem Austausch profitieren selbstverständlich beide Seiten.

Herr Byku, wie danken Ihnen fürs Gespräch.

 

Das Gespräch mit Vasile Byku führten am 11. Mai 2017 im Rumänischen Haus in Czernowitz Oksana Herheliinyk, Ruslana Bovhyria, Lela Phartsvania und Heinrich Höhne.

Foto: hromadskeradio.org