Gerade Denkmäler bilden als bewusst gesetzte Zeichen im öffentlichen Raum absichtsvolle Visualisierungen und Inszenierungen einer erwünschten oder normativ verordneten kollektiven Identität, verbunden mit exklusiven Besitzansprüchen.
Nationalpolitische Denkmäler entstanden in Czernowitz nach 1918 zur Symbolisierung und Legitimierung der rumänischen Herrschaft, wobei das Unirea-Denkmal sicher das repräsentativste in der gesamten Bukowina war. Anlässlich der (Wieder-)Angliederung des Kronlandes an Rumänien wurde im November 1924 am Piața Unirii (vormaliger Ringplatz, heute Zentralplatz) eine zweiarmige Anlage mit Szenen der rumänischen Geschichte errichtet. An der Rückseite zertritt der rumänische Auerochse den österreichischen Doppeladler. Die ebenfalls auf dem Zentralplatz befindliche, 1827 errichtete Marienstatue wurde 1923 von der rumänischen königlichen Verwaltung in den Hof der Herz-Jesu Kirche umgesetzt, 1944 dann abgetragen. Als Symbol habsburgisch-katholischer Herrschaft wurde sie durch einen Soldaten mit rumänischer Fahne ersetzt.
Ähnlich wie in anderen vormaligen Kronländern hat man es auch in Czernowitz nach 1918 mit Versuchen einer nationalen Besetzung des öffentlichen Raums bzw. mit Geschichtstilgung zu tun. In der rumänischen Phase entstanden u. a. Denkmäler für den Historiker Dimitrie Onciul (1928) und den Ministerpräsidenten Ion I. C. Bratriănu (1936), letzterer wurde nach dem Einmarsch der Sowjets 1940 in ein Bukarester Museum gebracht. Auch in Czernowitz fungierte der ‚Denkmalsturm‘ als Geste des Siegers und war Teil eines Kampfes um Deutungsmacht im urbanen Raum. Entsprechend wurde in der sowjetischen Zeit das Unirea-Denkmal in drei Etappen 1940, 1945, 1951, abgetragen. Gegenüber dem ursprünglichen Unirea-Denkmal wurde zunächst ein roter Stern als Zeichen der Sowjetisierung der Nordbukowina in Folge des Hitler-Stalin-Paktes errichtet (1940). 1945, nach der Rückkehr der Sowjets und der endgültigen Annektion der Nordbukowina entstand dann auf dem Zentralplatz ein Obelisk zur Befreiung.
Text: Steffen Höhne