Der Unterricht fand an der Gewerbeschule ausschließlich auf Deutsch statt, so dass auch die überwiegende Mehrheit der Schüler Deutsche und Juden waren. Zwischen 1876 und 1914 absolvierten 1.734 Schüler die Staatsgewerbeschule (darunter 1.078 Absolventen der Handelsschule, 576 der Werkmeisterschule und 80 der Fachschule für Bau- und Möbeltischlerei). 1.225 (70,6%) der Absolventen waren Juden, 261 (15,1%) Deutsche, 123 (7,1%) Polen, 65 (3,7%) Ruthenen, 49 (2,8%) Rumänen und 11 gehörten anderen Ethnien an (Procopovici, S. 131-134). Generell waren die gewerblichen und kaufmännischen Fortbildungsschulen, die an den Gewerbeschulen oder in den Gymnasien meistens am Abend oder während der Schließzeiten organisiert wurden, als praktische Ausbildungsstätten ab der Jahrhundertwende beliebt. An diesen Kursen nahmen sowohl junge Schüler teil als auch Arbeiter, Kaufleute und Handwerker, die ihre theoretischen und praktischen Kenntnisse erweitern wollten. In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gab es diese Fortbildungsschulen in allen Städten und Ortschaften der Bukowina. Die Schülerzahl stieg ständig und um 1910 waren es bereits mehr als 1.000. Da auch an diesen Fortbildungsschulen der Unterricht fast ausschließlich auf Deutsch stattfand, besuchten nur wenige Rumänen und Ukrainer die Kurse. Im Schuljahr 1912/13 wurden an den zwölf Fortbildungsschulen der Bukowina 1.535 Schüler unterrichtet. Nach der Muttersprache waren 1.093 deutsch-, 163 rumänisch-, 153 polnisch- und 118 ukrainischsprachig (Österreichische Statistik, Bd. 14.3, S. 290f.).

Die lokale Presse kritisierte, dass an der gewerblichen Fortbildungsschule – als Teil der Gewerbeschule – aus Kapazitätsründen nur ein geringer Teil der gewerblichen Lehrlinge der Stadt aufgenommen werden konnten und forderte Gegenmaßnahmen des Unterrichtsministeriums. Beispielsweise konnten von 1.200 gewerblichen Lehrlingen im Jahr 1898 nur 200 diese Schule besuchen (Genossenschaft, 14. August 1898, S. 1). Aus diesem Grund wurde in den Behörden und in der Presse bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges regelmäßig über die Erweiterung der Einrichtung und über einen Neubau diskutiert und diese schließlich auch beschlossen, was jedoch nicht mehr realisiert werden konnte.

Text: Constantin Ungureanu und Markus Winkler

Quellen:

  • Traian Procopovici: Şcoala de Conductori de Lucrări Publice, Cernăuţi 1873–1923. Istoricul scris cu jubileul ei de 50 ani [Schule für Leiter im öffentlichen Dienst, Czernowitz 1873–1923. Historischer Abriss anlässlich des 50-jährigen Jubiläums].Cernăuţi 1924, S. 131-134.
  • K.K. Statistische Zentralkommission (Hg.): Österreichische Statistik, Neue Folge. Bd. 14.3: Statistik der Unterrichtsanstalten in Österreich für das Jahr 1912/1913. Wien 1917
  • Constantin Ungureanu: Mittelschulen und höhere Lehranstalten in der Bukowina vor 1918: Nationen, Sprachen und Geschlechter. Ein statistischer Überblick. In: Markus Winkler (Hg.): Partizipation und Exklusion. Zur Habsburger Prägung von Sprache und Bildung in der Bukowina. 1848 – 1918 – 1940, S. 115-128
  • Orte

    Orte

    Ehemalige k.k. Staatsgewerbeschule

    Ehemalige k.k. Staatsgewerbeschule
    heute Mittelschule I-III (ehemalige Neue-Welt-Gasse, heute vul. Schewtschenka 16). Foto: Markus Winkler (2017)