Schon früh engagierte Kochanowski sich politisch in der Deutschliberalen Partei. Von 1866 bis 1874 war er als Reichsrats- und von 1868 bis 1904 als Landtagsabgeordneter der Liberalen tätig. Daneben wurde er 1868 zum Stellvertreter des Landeshauptmanns der Bukowina ernannt. Von 1874 bis 1884 war er schließlich über eine Dauer von zunächst vier und anschließend weiteren sechs Jahren Landeshauptmann der Bukowina (Austria-Forum/TU Graz: Anton Kochanowski von Stawczan. 2016). Das Amt des Bürgermeisters der Stadt Czernowitz übernahm Kochanowski erstmals von 1864 bis 1872 und ein zweites Mal von 1887 bis 1905 (Feleszko, S. 132). Für diese zwei Amtsperioden gewann er insgesamt neunmal das Vertrauen der Wähler (Turczynski, S. 108).

Da die polnische Minderheit 1865 nur die fünftstärkste Bevölkerungsgruppe in Czernowitz bildete, ist Kochanowskis jahrzehntelang anhaltender, politischer Erfolg nicht in erster Linie auf die Unterstützung durch seine Landsleute zurückzuführen. Er beruht vielmehr auf seinem politischen Geschick und seinem Engagement für das Wohl der Stadt (Turczynski, ebd.). Das Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch in Czernowitz von zunehmender Industrialisierung und einem starken Bevölkerungswachstum geprägt. Der Bedarf an Energie, Wohnungen und einer adäquaten Infrastruktur waren folglich hoch. Anton Kochanowski begegnete dieser Entwicklung mit Bauaufträgen und einer flächendeckenden Modernisierung in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. Während seiner Amtszeit kam es zu einem regelrechten Bauboom in Czernowitz, in dessen Folge nicht nur etliche neue Wohnhäuser, sondern auch Elektrizitäts- und Wasserwerke entstanden, die Kanalisation erweitert und eine elektrische Straßenbahn eingerichtet wurde (Austria-Forum/TU Graz, 2016).

Anton Kochanowski wurde für seine Verdienste mit zahlreichen Orden geehrt. 1873 wurde er in den Ritterstand erhoben und erhielt das Adelsprädikat „von Stawczan“ sowie 1898 den Rang eines Barons (Mariana Hausleitner: Fünf verschiedene Vereinshäuser in Czernowitz und ihre Entwicklung bis 1914. In: Peter Haslinger, Heidi Hein-Kirchner, Rudolf Jaworski (Hrsg.): Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich. Marburg 2013, S. 89-111, hier S. 99). Seit 1898 war er Ehrenbürger und seit 1905 Ehrenbürgermeister der Stadt (Feleszko, S. 132). Eine zentrale Gasse in Czernowitz, die erste Querstraße der Herrengasse (die heutige Olga-Kobyljanska-Straße) trug zu Ehren des verdienten Bürgermeisters bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Namen Kochanowski-Gasse. Der Straßenname wurde zunächst in rumänischer Zeit von 1918 bis 1924 als Strada Cohanovsc übernommen, dann aber umbenannt in Strada Poincaré. Unter sowjetischer Regierung hieß die Straße Lermontova, bis sie schließlich heute unter dem Namen vulytsya Kokhanovskoho wieder Kochanowski ehrt (Goldberger 2007 und Andrée 2005).

Text: Tabea Schleinitz

Materialien:

  • Othmar Andrée: Straßenverzeichnis von Czernowitz, 2005 [Zugriff: 24.09.2017]
  • Austria-Forum/TU Graz: Anton Kochanowski von Stawczan. 2016, https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Anton_Kochanowski_von_Stawczan [Zugriff: 24.09.2017]
  • Kazimierz Feleszko: Die Polen in Czernowitz. In: Harald Heppner (Hrsg.): Czernowitz. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Stadt. Köln 2000, S. 129-144
  • Marc Goldberger: Czernowitz Street Name Translator - sorted on Austro-Hungarian period names, 2007 [Zugriff: 24.09.2017]
  • Mariana Hausleitner: Fünf verschiedene Vereinshäuser in Czernowitz und ihre Entwicklung bis 1914. In: Peter Haslinger, Heidi Hein-Kirchner, Rudolf Jaworski (Hrsg.): Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich. Marburg 2013, S. 89-111
  • Emanuel Turczynski: Exogene und endogene Faktoren der Konsensbildung in der Bukowina. In: Südostdeutsches Archiv Bd. 38/39, München 1995/96, S. 97-116
  • Orte

    Orte

    Wohnhaus von Anton Kochanowski (Zentralpatz 5)

    Wohnhaus von Anton Kochanowski (Zentralpatz 5)
    Foto: Markus Winkler (2017)