Der Vater legt hohen Wert auf Bildung und ermöglichte seiner Tochter wie auch seinen anderen drei Kindern sowohl eine private Ausbildung wie auch Abschlüsse an renommierten Bildungseinrichtungen. Trotz seines Einflusses blieb Susanna Rubinstein der Bildungsweg hin zur Matura in Czernowitz verschlossen, da dort erst ab 1898 ein Mädchenlyzeum bzw. erst in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ein Mädchengymnasium bestand. Die Maturitätsprüfung legte sie daher nicht in der Czernowitz ab, sondern vermutlich vor einer Kommission eines Knaben-Gymnasium in der cisleithanischen Reichshälfte (Wien, Graz, Innsbruck, Lemberg oder Prag) ab. Anschließend studierte sie Psychologie und deutsche Literatur in Prag, Leipzig und Wien und promovierte, nachdem sie zuvor in Basel zum Doktorsexamen nicht zugelassen worden war, an der Universität Bern 1874 zum Thema „Über die sensoriellen und sensitiven Sinne“. Sie war die erste Frau, die in Bern einen Doktortitel erhielt. Nach Czernowitz kehrte sie nur noch gelegentlich zurück. Sie führt dort noch einige Zeit Kurse über schöngeistige Literatur durch, doch nach dem Tod des Vaters Isak Rubinstein sind weitere Aufenthalte in ihrer Heimatstadt nicht mehr belegt. Susanna Rubinstein starb am 29. März 1914 in Würzburg.
Text: Markus Winkler
Quelle: Andrei Corbea-Hoisie: Der europäische Bildungsweg der Czernowitzerin Susanna Rubinstein. In: Markus Winkler (Hg.): Partizipation und Exklusion. Zur Habsburger Prägung von Sprache und Bildung in der Bukowina 1848–1918–1940 (= Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München, 132). Regensburg 2015, S.189-206
Werke:
- Psychologisch-ästhetische Essays. Heidelberg 1878
- Aus der Innerwelt. Psychologische Studien. Leipzig 1888
- Ein individualistischer Pessimist. Beitrag zur Würdigung Philipp Mainländers. Leipzig 1894
- Eine Trias von Willensmetaphysikern. Populär-philosophische Essays. Leipzig 1896
- Schiller-Probleme. Leipzig 1908
- Lexikalischer Schiller-Kommentar. Berlin 1913