Bis 1868 besuchte Eduard Reiss das I. Staatsgymnasium, in das auch Karl Emil Franzos und Mihai Eminescu zur Schule gingen. Bis 1872 studierte er an der Universität Wien, zuerst Medizin, später Jura. Anschließend kehrte er nach Czernowitz zurück und begann mit einer Tätigkeit am Landgericht. Seit 1880 war er Mitglied der Bukowiner Advokatenkammer und arbeitet als freiberuflicher Rechtsanwalt. 1884 wurde er erstmals in den Stadtrat gewählt. Zwischen 1894 und 1905 war Reiss als Vizebürgermeister tätig. In dieser Zeit entwickelte sich die Infrastruktur der Stadt beträchtlich. Wasserleitung und Kanalisation, elektrische Beleuchtung, Straßenpflasterung, Einrichtung einer Straßenbahn und der Bau des neuen Stadttheaters. Am 12. April 1905 erhielt Reiss bei der Wahl zum Bürgermeister von Czernowitz 48 von 50 Stimmen und leitete fortan das Rathaus. Am 7. Februar 1907 wurde er wiedergewählt. Sein Tod durch Schlaganfall am 27. April 1907 während einer Erholungsreise in Wien kam überraschend. Sein Begräbnis fand unter großer öffentlicher Anteilnahme am 30. April 1907 auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz statt. Er war mit Fanny (geb. Ehrenreich, 1852–1940) verheiratet. Zusammen hatten sie zwei Kinder: Alma und Joseph.
Text: Oksana Herheliinyk
Materialien
Franka Kühn: Dr. Eduard Reiss - Der erste jüdische Bürgermeister von Czernowitz. 1905-1907. Konstanz 2004
Genealogie: Eduard Reiss und Fanny Reiss (geb. Ehrenreich)