Die Ukraine befindet sich seit November 2013 in einer politisch und gesellschaftlich fragilen Lage. Die weitere Entwicklung ist gegenwärtig nicht absehbar. Auffällig ist dabei ein konfrontatives Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Geschichtsbildern, die in Medien, Schulen und Universitäten vermittelt wurden und werden. Dass beispielsweise die Ereignisse rund um die Orangene Revolution 2004 in den nachfolgenden Schulbüchern als ein Akt der Befreiung und als zivilgesellschaftliche Errungenschaft dargestellt worden waren, dann jedoch – nach dem Machtwechsel zu Wiktor Janukowytsch (der die Orangene Revolution durch Wahlbetrug ausgelöst hatte) – in neu entstandenen Curricula aus einem ganz entgegengesetzten Blickwinkel interpretiert wurden, hat sich nicht nur innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums ereignet (sechs Jahre), sondern auch für Verwirrung einer Schülergeneration gesorgt. Die Fähigkeit zu erkennen, wie Geschichtsbilder entstehen und wie geschichtliche Ereignisse erinnert werden (Gedächtniskultur), sind für eine demokratische Entwicklung und eine aufgeklärte Gesellschaft von hoher Relevanz. Der praktische als auch wissenschaftlich fundierte methodische Ansatz des Forschungsprojekts kann den Projektteilnehmern eine differenzierte Sichtweise auf geschichtliche Prozesse vermitteln. Die multilinguale, -kulturelle und konfessionelle Vielfalt, für die die Bukowina als ein Europa im Kleinen repräsentativ ist, sowie das Bewusstwerden historischer Bezüge, die in die Gegenwart hineinwirken, können als Chance für eine demokratische und humanistische Entwicklung in der Region bzw. der Ukraine begriffen werden.