Er war Vorsitzender der jüdischen Sektion der fünf Nationalitätensektionen umfassenden sozialdemokratischen Partei in der Bukowina und gehörte zwischen 1920 und 1926 bzw. ab 1928 dem rumänischen Parlament an. Er starb am 23. August 1930 an einem Herzschlag.

Pistiner setzte sich für das Jiddische als nationale Sprache der Juden ein und war 1919 einer der beiden Mitinitiatoren des Jiddischen Schulvereins in Czernowitz. Nach dem Ersten Weltkrieg erkannte er das Dilemma der Juden, ihre nationalen Ansprüche wieder einmal ohne eigenen Staat erheben zu müssen. Daher hatten die kulturellen und sprachlichen Anstrengungen für ihn einen besonderen Stellenwert, um die nationale Entwicklung der Juden zu fördern. Dies wird in einem Polizeibericht deutlich, der die Ausführungen Pistiners auf einer sozialdemokratischen Parteiversammlung am 17. November 1918 indirekt wiedergibt:

„Für die Juden sei ihre politische Situation grundverschieden von der der anderen Nationen. Während die anderen Nationen durch den grausamen Krieg wenigstens das erreicht haben, das sie sich zu Nationalstaaten vereinigen können, seien die Juden nicht in der Lage, sich mit derartigen Errungenschaften zu freuen. Es sei daher die Sache der Juden, unter den gegebenen Verhältnissen das zu erringen, was möglich sei. Die Juden hatten das Selbstbestimmungsrecht zu fordern, das ihnen eine freie nationale Entwicklung ermögliche. Sie hatten vor allem die Anerkennung ihrer Sprache zu fordern.“ (Staatliches Czernowitzer Gebietsarchiv, F. 12, 2, 1161).

Text: Markus Winkler

Materialien:

  • Shlomo Bickel: Begegnungen mit Dr. Pistiner. In: Jüdisches Städtebild Czernowitz. Hrs. V. Andrei Corbea-Hoisie. Frankfurt/M. 1998, S. 165-173.
  • Orte

    Orte

    Wohnhaus von Jakob Pistiner um 1914

    Wohnhaus von Jakob Pistiner um 1914
    ehemalige Josefsgasse 12 (heute: Ukrainska, ohne Nr, neben Nr. 42 (ehemaliger Turnverein). Foto: Markus Winkler (2017)